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aus: Der kommende Aufstand / Das unsichtbare Komitee

Ein weiterer Reflex ist, bei der kleinsten Bewegung eine Vollversammlung
einzuberufen und abzustimmen. Das ist ein Fehler. Allein, was mit
der Wahl, der Entscheidung zu gewinnen, auf dem Spiel steht, reicht,
die Versammlung in einen Alptraum zu verwandeln, in ein Theater, in
dem sich alle Ansprüche auf die Macht gegenüberstehen. Wir stehen
hier unter dem Einfluss des schlechten Vorbilds der bürgerlichen Parlamente.
Die Versammlung ist nicht für die Entscheidung gemacht, sondern
für das Palaver, für das freie, ziellos ausgeübte Wort.
Das Bedürfnis, sich zu versammeln, ist so konstant bei den Menschen,
wie die Notwendigkeit, Entscheidungen zu fällen selten ist. Sich zu
versammeln entspricht der Freude, eine gemeinsame Stärke zu erleben.
Entscheiden ist nur in Notsituationen lebenswichtig, wo die Ausübung
der Demokratie ohnehin fraglich ist. In der restlichen Zeit besteht das
Problem des »demokratischen Charakters des Entscheidungsprozesses«
nur für Fanatiker der Prozedur. Es geht nicht darum, die Versammlungen
zu kritisieren oder sich von ihnen abzuwenden, sondern in ihnen die
Worte, die Gesten und Spiele zwischen den Wesen zu befreien. Es reicht
zu erkennen, dass jeder nicht nur mit einem Standpunkt, einem Antrag,
sondern mit Wünschen, Verbundenheit, Fähigkeiten, Stärken, Traurigkeiten,
und einer gewissen Verfügbarkeit dorthin kommt. Sollte es nun
gelingen, das Hirngespinst der Vollversammlung zu zerreißen, zugunsten
einer Versammlung der Anwesenheiten, wenn es gelingt, der immer
wieder auflebenden Versuchung der Hegemonie zu widerstehen, wenn
wir aufhören, uns auf die Entscheidung als Zweck festzulegen, dann
gibt es einige Chancen, dass sich eine dieser kritischen Massen ergibt,
eines jener Phänomene der kollektiven Kristallisation, in der eine Entscheidung
die Wesen ergreift, in ihrer Gesamtheit oder nur zum Teil.
Das Gleiche gilt bei der Entscheidung über Aktionen. Vom Prinzip
auszugehen, dass »sich der Verlauf einer Versammlung an der Aktion
ausrichten soll«, verunmöglicht sowohl das Aufwallen der Debatte
wie die effiziente Aktion. Eine Versammlung von zahlreichen Fremden
verdammt sich dazu, Spezialisten der Aktion zu schaffen, was bedeutet,
die Aktion zugunsten ihrer Kontrolle zu vernachlässigen. Auf der einen
Seite sind die Beauftragten per Definition in ihrer Aktion eingeschränkt,
auf der anderen Seite hindert sie nichts daran, alle zu bevormunden.
Es geht nicht darum, der Aktion eine ideale Form zuzuweisen. Hauptsache,
die Aktion gibt sich eine Form, bringt diese hervor und ordnet
sich ihr nicht unter. Dies setzt voraus, eine gleiche politische, geographische
Position zu teilen – wie einst die Sektionen der Pariser
Kommune während der Französischen Revolution – sowie ein gleiches,
zirkulierendes Wissen. Geht es darum, über Aktionen zu entscheiden,
so könnte das Prinzip lauten: Jeder holt eigene Erkundungen ein, die
Übereinstimmung der Nachrichten wird geprüft, und die Entscheidung
wird von alleine kommen, ergreift uns mehr, als wir sie ergreifen. Die
Zirkulation des Wissens hebt die Hierarchie auf, sie gleicht alles von
oben an. Horizontale, um sich greifende Kommunikation, dies ist auch
die beste Form, die verschiedenen Kommunen zu koordinieren, um sich
von der Hegemonie zu verabschieden.

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Lichtskulptur im Miniland

by Mini-Dom on August 16, 2013

Ein Tag im Miniland

by Mini-Mat on July 18, 2013

eintagimminilandLast preparations for the shooting of Mini-Minies episodes 5 + 6 (season finale). With Anastasia Katsidis, Mira Tschaeni, Juliette Rosset, Simon Trüb, Marlon Ilg, Christian Vetter, Leonie Eichin, Dominik Bachmann, Martina Rieder, Dominik Zietlow, Berit Seidl, Martin Bezzola, Michiko Hanawa, Jean-Pierre Gerth, Andreas Glauser, Christian Fischer, Franck Mottier, Roman Glaser, Noe Yamamoto and Mathias Vetter.

9 hours and 15 minutes

by Mini-Mat on June 5, 2013

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Thank you visitors and helpers! Thank you Mini-Minies! It was just great!!

We will upload more footage as soon as we fully regained consciousness.
Dominik Zietlow will show a dia presentation in Miniland, open for everyone, with drinks and music.

 

Manifesto Aktion

by Mini-Mat on June 2, 2013

Manifesto Flyer

Alternative Währungen: An den Banken vorbei | Wirtschaft | ZEIT ONLINE.

Visitors week 18

by Mini-Mat on May 9, 2013

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